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Kinderfotos im Netz? Wann Sharenting gefährlich wird

| 23 Nov 2022
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„So süß!“ Erst lächelte Lara noch, als sie die Kommentare unter ihren Instagram-Fotos las. Dem Lächeln ihrer kleinen Sofia verdankte sie, dass ihrem Instagram-Profil zwischenzeitlich einige tausend Abonnenten folgten. Darunter leider nicht nur nette Menschen. Sharenting, also Kinderfotos im Netz zu teilen, ist an sich nicht problematisch., wenn man ein paar Dinge beachtet.

Bis zu Sofias Geburt war Lara auf Instagram überwiegend Zuschauerin, vor allem Katzenvideos und Reisefotos hatten es ihr angetan. Dann beschloss sie, das junge Leben ihrer Tochter mit der Welt zu teilen: Sofia in ihrem Bettchen, Sofia auf Papas Schoß, Sofia in der Badewanne, Sofias auf dem Töpfchen. Und das machte sich bezahlt: Das Video von Sofias bislang lautestem Bäuerchen ging viral, Lara flogen Herzchen, positive Kommentare und neue Abonnenten nur so zu. 

Allerdings kamen auch immer mehr übergriffige Kommentare. Die einen kritisierten Sofias Babyspeck, andere forderten unverhohlen mehr Fotos und Reels in genau beschriebenen Posen und Situationen. Bis Lara den Stecker zog und das Profil stilllegte. Ob rechtzeitig, das wird die Zukunft zeigen.

Was Lara da praktiziert hatte, nennt sich „Sharenting“, abgeleitet von den englischen Begriffen „share“ (teilen) und „parent“ (Eltern). Dass Eltern Fotos ihrer Kinder in sozialen Netzen wie Instagram teilen, ist problematischer, als viele stolze Eltern wahrhaben wollen.

                           

Übergriffigkeit ist das kleinste Problem

Dass ihre Follower Lara ungebeten Erziehungs-, Ernährungs-, Kleidungs- und andere Ratschläge erteilten, stieß ihr recht früh sauer auf. „Sie meinen es ja gut“, sagte Lara sich, und versuchte, die Besserwisser zu ignorieren. Unangenehmer waren ihr später aber die recht präzise geäußerten Foto- und Reel-Wünsche und die immer häufigeren Kontaktaufnahmen dazu per Direktnachricht. Und dann die eindeutig anzüglichen Kommentare, die einen ebenso eindeutigen Bezug zur kleinen Sofia hatten. Den ersten Nutzer, der sich so äußerte, blockierte Lara noch, aber schon beim zweiten legte sie ihr Profil still.

Wer Fotos seiner Kleinkinder in die Internet-Öffentlichkeit gibt, weckt damit immer auch unerwünschte Aufmerksamkeit: Menschen mit charakterlichen Defiziten bis hin zu Psychopathen, Stalkern und Pädophilen. Das wird spätestens zum Problem, wenn diese Menschen versuchen, in der physischen Welt Kontakt aufzunehmen. Das machen manche Eltern diesen Menschen nur allzu leicht: Sie teilen mit den Aufnahmen auch gleich den Standort, zeigen auf den Fotos markante Gebäude oder schreiben ihren Heimatort gleich direkt ins Profil. Oder sie markieren Freunde oder Bekannte aus demselben Ort in ihren Fotos, und Dritte finden über deren Profile den Heimatort heraus.

Futter für Mobber

Die von zahlreichen Stolperern begleiteten ersten Gehversuche, die Tränen nach der heruntergefallenen Eiskugel, die Rempelei der Ziege im Streichelzoo, das sind alles großartige Erinnerungen für die Bilder- und Videosammlung der Familie. Aber eventuell später auch das ideale Futter für Mobber. 

Wer peinliche Aufnahmen in sozialen Netzwerken teilt, könnte es seinem Nachwuchs in späteren Jahren sehr schwer machen. Eltern fragen sich nicht oft genug: Würde ich das Foto auch teilen, wenn ich das Kind wäre, das darauf zu sehen ist? 

Lieber auf Nummer sicher

Landeskriminalämter und Datenschutzbeauftragte haben beim Thema Sharenting große Bedenken:

• Bilder mit Menschen, die man auf den Fotos identifizieren kann, fallen unter personenbezogene Daten. Lädt man sie im Internet hoch, werden sie automatisiert verarbeitet. 

• Mit der Veröffentlichung von Kinderfotos durch Eltern und andere Erwachsene können ggf. die Persönlichkeitsrechte von Kindern beeinträchtigt werden.

• Sind Fotos und Videos hochgeladen, haben Eltern (bzw. andere Erwachsene, die die Bilder eingestellt haben) es nicht mehr in der Hand, was mit diesen Aufnahmen im Netz geschieht.

• Es gibt Profile und Seiten, die Kinderbilder sammeln, gezielt verbreiten und in einen sexualisierten Kontext stellen.

„Kann ich ja wieder löschen“, dachte Lara zuerst noch. Gerade im Hinblick auf Kinderfotos gilt allerdings die Binsenweisheit „Das Internet vergisst nicht“. Doch so einfach ist es nicht: Veröffentlichte Personenbilder können nicht restlos gelöscht werden und bleiben so ein Leben lang fremden Nutzern verfügbar. Manche setzen Software ein, um in sozialen Netzwerken veröffentlichte Fotos zu sammeln und an anderer Stelle neu zu veröffentlichen. Manchmal in Kontexten, in denen Eltern niemals Fotos ihrer Kinder sehen wollen.

                               

Tipps für sicheres Teilen von Kinderbildern:

  • Das Kind einbeziehen – also fragt, ob es mit der Veröffentlichung eines Fotos einverstanden ist.
  • Gebt keine personenbezogenen Daten gemeinsam mit einem Foto preis – etwa Namen, Schule oder Wohnort des Kindes.
  • Eure Kinder sollten auf Bildern nicht direkt erkennbar sein, sondern beispielsweise nur im Anschnitt, mit Sonnenbrille o.ä.
  • Checkt Datenschutz-, Sicherheits- und Privatsphäre-Einstellungen der sozialen Netzwerke regelmäßig – um zu wissen, wer die Fotos sehen kann.
  • Achtet auf kleinen Verteilerkreis: Teilt die Fotos und Videos nur innerhalb des Familienkreises, mit der Voraussetzung, die Inhalte nicht weiter zu veröffentlichen.
  • Postet keine peinlichen Fotos: Wenn Inhalte nicht richtig geschützt sind, können auch fremde Nutzer darauf zugreifen, sie herunterladen und weiterschicken. Bilder können in andere Kontexte gesetzt werden und das Kind in einem „falschen Licht“ oder schlimmer darstellen. Eine Steilvorlage für  Cybermobbing.
  • Richtet in den Datenschutzeinstellungen Benachrichtigungen ein. So bleiben die geposteten Inhalte unter Eurer Kontrolle und Ihr wisst, wo sie landen.
  • Schaltet die Standortverfolgung aus: So werden die Bilder beim Fotografieren nicht mit Geotags versehen.
  • Seid selbst Vorbild – und geht verantwortungsvoll mit persönlichen Daten um.

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