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Verstörende Bilder, Fake-News auf TikTok, nicht kindgerechte Informationen - was Eltern dagegen tun können

Ildiko Bruhns | 11 Mar 2022
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Normalerweise sind ja Mütter und Väter eher darum bemüht, Ängste und Sorgen nicht an den Nachwuchs herankommen zu lassen. Beim Thema Ukraine Krieg ist das ein schwieriges Unterfangen. Er ist überall präsent, im Fernsehen, in der Schule und auch auf Sozialen Medien wie TikTok. Das Problem: Dort sind jede Menge Falschinformationen und teils beängstigende Bilder und Videos im Umlauf. Wie gehe ich als Eltern damit um?

Als die Nachbarskinder mir offen heraus erzählten „Es ist Krieg. Darüber haben wir in unserem Morgenrat in der Schule gesprochen“, war ich im ersten Moment etwas überfordert. Es ging um eine Nachricht zum Thema Ukraine und ich habe versucht, mich irgendwie aus einer Erklärung herauszuwinden. Doch für die beiden Erstklässler waren die Informationen nichts Neues. In dem Moment wurde mir bewusst, dass ich gar nicht weiß, ob und wie ich mit Kids über das Thema reden soll. Die Frage stellen sich sicherlich auch andere Eltern. Das Problem: Viele ihrer Informationen beziehen Kids und Jugendliche nicht von uns Erwachsenen, sondern auch über soziale Netzwerke wie TikTok. Die Plattform ist vor allem bei den 12- bis 19-jährigen sehr beliebt: Laut aktueller JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest nutzen sie 46 Prozent regelmäßig. Die Gefahr, dass auch jüngere Kinder mit der App in Kontakt kommen, ist nicht ausgeschlossen, zum Beispiel über ältere Geschwisterkinder oder die Smartphones der Eltern, wenn der Medienkonsum nicht beaufsichtigt wird.

                                          

Nicht erst seit dem Ukraine-Krieg flimmern eine Flut an Fake Videos oder Falschnachrichten über die Sozialen Medien. Vor allem TikTok, das ja eher bekannt ist für unpolitische Inhalte wie Schminktipps oder lustige Tanz- und Tiervideos, wird derzeit genutzt, um auf das Kriegsgeschehen in der Ukraine aufmerksam zu machen. Videos mit dem Hashtag #Ukraine wurden innerhalb weniger Tage mehr als 22 Millionen Mal angeklickt. Nicht kindgerechte, ungefilterte und vor allem nicht verifizierbare Beiträge werden dort in Sekundenschnelle geteilt und lösen nicht nur bei Kindern Angst und Verunsicherung aus. Wir geben Euch Tipps, wie Ihr als Eltern mit dem Kriegsgeschehen vor Euren Kindern umgehen und sie von Falschnachrichten und Fake-Videos fernhalten könnt. Hier helfen vor allem Gespräche, Sicherheitseinstellungen und kindgerechte Informationskanäle.

Sicherheitseinstellungen auf TikTok:

·   Natürlich könnt (und solltet) Ihr als Eltern TikTok am besten auch auf dem eigenen Smartphone installieren, um eure Kinder bei der Nutzung zu begleiten. Hier haben wir erklärt, wie ihr diese Funktion nutzen könnt.

  · Privatsphäre schützen: Auf dem Profilbild sollte Euer Nachwuchs nicht erkennbar sein. Auch keine Klarnamen, Angaben zu Standort, Hobbies, Interessen, Religion etc. sollten eingebunden werden wie LeonJena2011. Das erleichtert nur die Kontaktaufnahme von Fremden.

·        Stellt das Profil Eures Kindes auf „Privates Konto“ nach der Installation. Auch sollten nur Freunde Eurem Nachwuchs Privatnachrichten schicken dürfen. Das könnt Ihr unter dem Reiter „Privatsphäre und Sicherheit“ einrichten.

·       Unter dem Reiter „Datenschutz“ (Profil à Einstellungen à Datenschutz) findet Ihr weitere Möglichkeiten, Funktionen komplett zu deaktivieren, wie „Auf Videos reagieren“, „Nachrichten empfangen“, „Kommentare veröffentlichen“ oder „Anderen erlauben, mich zu finden“ und „Duett aufführen“

·        Es lassen sich im "Kommentarfilter" (Profil à Einstellungen à Datenschutz à Kommentarfilter) auch Schlüsselwörter hinzufügen, um Content auszuschließen

·        Mit "Family Pairing" (Familienkopplung: Profil à Einstellungen à Familienkopplung) lässt sich das Konto der Eltern mit dem ihres Kindes koppeln. So könnt Ihr deren Einstellungen aus der Ferne steuern, beispielsweise den eingeschränkten Modus und die Bildschirmzeit-Limits aktivieren und Direktnachrichten direkt von Eurem eigenen Telefon aus deaktivieren. Der Nachwuchs kann diese Einstellungen nicht ohne Zustimmung der Eltern ändern. 

·        Darüber hinaus könnt Ihr unter dem Reiter „Digital Wellbeing“ (Profil à Einstellungen à Digitales Wohlbefinden) weitere Einstellungen vornehmen. Hier gibt es einen Überblick über weitere Einstellungsmöglichkeiten.

·        Der „Eingeschränkte Modus“ (Profil à Einstellungen à Digitales Wohlbefinden à Eingeschränkter Modus) soll mehr Schutz vor unangemessenen Inhalten bieten, indem er nicht jugendfreie Videos auf TikTok herausfiltert. Ob der auf allen Ebenen 100-prozentig funktioniert, ist fraglich. 

·        Mit der „Bildschirmzeitverwaltung“ (Profil à Einstellungen à Digitales Wohlbefinden à Bildschirmzeitverwaltung) könnt Ihr Zeitlimits zur Nutzung von TikTok einstellen. Sie hilft nicht dabei, kritische Inhalte auszublenden, sondern nur die Mediennutzung zu begrenzen.

·        Den „Begleiteter Modus“ (Profil à Symbol mit drei Linien à Begleiteter Modus) könnt Ihr nur aktivieren, wenn Ihr auch die TikTok-App habt. So könnt Ihr Euer Smartphone mit dem Eures Kindes verknüpfen. Prüft danach, welche Inhalte Ihr noch sehen könnt.

·        Bleibt mit dem TikTok-Newsroom auf dem Laufenden, welche Beiträge auf TikTok & Co. angesagt sind

· Eine weitere wichtige Ressource ist das TikTok-Sicherheitszentrum, wo Jugendliche und Eltern gleichermaßen Informationen zu Risiken erhalten.

 

                                               

Kindgerechte Informationen finden:

·        Ihr solltet hier auf speziell für Kids bestimmte Nachrichten setzen, denn sie verwenden eine leichte Sprache und vermeiden nicht-kindgerechte Inhalte. Es gibt spezielle Informationsseiten, auf denen sich Euer Nachwuchs altersgerecht informieren kann. Dazu zählt z.B.   www.hanisauland.de und Internet-abc.deAuch der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit Logo!neuneinhalb und dem Kinderradio KiRaKa bereitet Nachrichten und Hintergrundinformationen altersgerecht auf

·        Sicherer und kindgerecht surfen Eure Schützlinge mit Kindersuchmaschinen, wie  Blinde Kuh und fragFINN.de

·        Es ist genauso wichtig, Medienauszeiten zu nehmen, auch wenn das nicht leicht fällt. Das gilt sowohl für Erwachsene als auch Kinder!

Fakten-Checker:

·        Vor allem bei Jugendlichen verlieren Eltern eher den Überblick, von wo und welche Informationen sie beziehen. Fake-News lauern mittlerweile überall, insbesondere auf Sozialen Medien. Umso wichtiger ist, dass sie wissen, wo sie vertrauenswürdige Inhalte finden.

·        Es gibt verschiedene Faktencheck-Redaktionen etablierter Medien. Ihr solltet Euch gemeinsam mit dem Nachwuchs einen Überblick über die darin gesammelten Falschmeldungen verschaffen. Dann bekommt man auch ein Gefühl dafür, wie Fake-News & -Videos aufgebaut sind. Gute Quellen gegen Desinformation sind z.B. Tagesschau-Faktenfinder, Correctiv, BBC, mimikama

                                             

Bleibt im Dialog:

·        Spätestens bei Schulkindern kommen Fragen zum Thema Ukraine Krieg auf. Ihr solltet darauf eingehen und mit Bedacht formulieren und Emotionen vermeiden.

·        Apropos Schule: Auch dort klären Lehrkräfte über den Ukraine-Krieg auf. An der Stelle könnt Ihr ansetzen und Eure Kids fragen, worüber gesprochen wurde. So erhaltet Ihr einen Einblick über ihren Informationsstand und könnt gleichzeitig bei Bedarf einen neuen Austausch starten.

·        Es ist auch sinnvoll, Euren Nachwuchs jeden Tag zu fragen, was es gesehen hat und was es dabei empfindet.

·        Nicht alle Kinder geben zu, dass sie verunsichert oder verängstigt sind. Achtet auf Anzeichen der Veränderung: Ist mein Kind schreckhafter? Isst es weniger? Verhält es sich anders als sonst? In dem Falle solltet Ihr das Gespräch mit ihm suchen.


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Über den Autor

Ildiko Bruhns /
Sicherheitsexpertin Safer Kids Online

Ildikó ist seit 2011 für ESET tätig und erlebt hautnah, wie sich das Internet jeden Tag gefühlt neu erfindet...

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