Hinter dem weißen Geist auf dem Smartphone Eures Kindes verbirgt sich keine Halloween-App sondern Snapchat. Mit der kostenlosen Anwendung kann Euer Nachwuchs Bilder, Nachrichten und Videos verschicken und mit Filtern, Emojis und Texten bestücken. Originell an Snapchat ist, dass der Absender selbst festlegen kann, wie lange der „Snap“, also die versendete Aufnahme für sein Gegenüber nur sekunden- oder stundenweise sichtbar ist.
Infos zu Snapchat im Überblick:
Verwendungszweck: Kommunikation & Unterhaltung
Funktionen:
· Snappen (Aufnahmen versenden)
· Chatten (u.a. Direktanrufe, Gruppenchats, Freundschafts-Emojis als Belohnungssystem)
· Erinnern (Bearbeitungstool)
· Lokalisieren (Snap Map für Teilen des Standorts)
· Bearbeiten (Hinzufügen von Filtern & Effekten etc.)
· Entdecken (z.B. Inhalte von Influencern oder Medien)
· Spielen (Snap Games)
· Kaufen („Snapchat Tokens“)
Hinweis: Die Bezahlversion Snapchat+ hat einen größeren Funktionsumfang.
Täglich aktive Nutzer in DE: über 13,7 Mio., 63% jünger als 24 Jahre (363 Mio. weltweit)
Standort des Unternehmens: USA (hier stehen auch die Server, europäische Datenschutzanforderungen werden nicht erfüllt)
Mindestalter: 13 Jahre (bis 18 Jahre wird Zustimmung der Erziehungsberechtigten benötigt, Hinweis: Es gibt keine validierte Altersüberprüfung)
Hier sind 6 Dinge, die Ihr über Snapchat wissen solltet
Vorsicht Sexting-Gefahr!
Heranwachsende nutzen Snapchat auch gern für Sexting, also den Versand von Aktbilder oder offenherzigeren Aufnahmen, denn die Tatsache, dass die Fotos nach dem Öffnen sofort gelöscht werden, erzeugt ein falsches Sicherheitsgefühl. Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass die Empfänger Screenshots des Snaps machen können. Zwar wird der Absender darüber informiert, aber sobald die Aufnahme mit einem zweiten Gerät abfotografiert wird, ist die Schutzfunktion ausgehebelt. Und schon kann das Bild oder Video in den Tiefen des Internets und in falschen Händen landen, ohne dass der Versender das weiß.
Tipp: Stellt sicher, dass alles, was Eure Kinder an ihre Freunde senden, im Rahmen des Zumutbaren liegt und nicht auf irgendeine Weise gegen sie verwendet werden kann (für Cyber-Mobbing, Erpressung usw.).
Snap Map zeigt Standort
Egal, welchen Dienst Eure Kids nutzen, es ist immer ratsam, den eigenen Standort online auf KEINER Plattform zu teilen. Stellt sicher, dass nur die von ihnen ausgewählten Personen den Aufenthaltsort Eures Nachwuchses sehen können. Es gibt bspw. die Möglichkeit, nur eine enge Gruppe von Freunden auszuwählen.
Tipp: Am sichersten ist es bei Snapchat, den Geistmodus einzuschalten. So bleibt der Standort geheim und wird mit niemanden geteilt.
Das Blockieren von Personen ist in Ordnung
Es ist völlig normal und völlig okay, keine Anfragen von Personen anzunehmen und Personen zu blockieren. Euer Kind sollte nur Anfragen von Personen akzeptieren, die es im wirklichen Leben kennt. Gleiches gilt für das Blockieren von Benutzern. Wenn Euer Nachwuchs von jemandem kontaktiert wird, den es nicht kennt, habt Ihr die Möglichkeit, denjenigen zu blockieren, damit er keinen Kontakt mehr mit Eurem Schützling aufnehmen kann.
Tipp: Diese Funktion könnt Ihr natürlich für andere Kinder anwenden, die beispielsweise versuchen, Euer Kind auf der Plattform zu mobben.
Private Infos werden schnell mal geteilt
Funktionen wie Filter, Geosticker oder die Snap Map führen Kinder in Versuchung, noch mehr preiszugeben, als sie eigentlich wollen. Kinder neigen schon allgemein im Internet dazu, unbedacht persönliche Informationen zu teilen. Es gibt weitere Funtionen und Dienste von Drittanbietern, die Spiele anbieten und dadurch noch mehr Nutzungsdaten sammeln.
Tipp: Sprecht mit Eurem Nachwuchs, wie wichtig es ist, online eine gewissen Anonymität zu haben. Sie sollten nie mitteilen, welche Schule sie besuchen, wo sie wohnen, wie alt sie sind usw.
Auch hier geht's nicht ohne Werbung
Apropos Drittanbieter: Wie in anderen Sozialen Medien tummeln sich auch auf Snapchat eine Menge Werbebotschaften und -inhalte in verschiedenen Funktionen. Von Snap Ads bis hin zu gesponserten kreativen Linsen und lokalen Filtern und anderen werblichen Produkte von sogenannten CreatorInnen, die Werbeindustrie kennt hier keine Grenzen.
Tipp: Auch wenn es in den Einstellungen Möglichkeiten gibt, die Anzeigen zu deaktivieren, werden Eure Kids weiterhin Werbeinhalte erhalten. Die Inhalte lassen sich leider nicht direkt ausblenden oder ausschalten. So gelangt Ihr zu den Einstellungen:
iOS: Zahnrad im Profil – Einstellungen – Mehr Möglichkeiten – Verwalten – Werbepräferenzen
Android: Zahnrad im Profil – Einstellungen – Features – Anzeigen - Werbepräferenzen
Unbewusst unter Druck
Nicht nur Belohnungssystem mit den verschiedenen Emojis, die die Freundschaft der NutzerInnen untereinander berwertet, kann unter den Heranwachsenden eine Menge Druck aufbauen, sondern auch die Snapchat-Trophäen. Sie sind vergleichbar mit Achievements in Spielen, denn auch Snapchat belohnt seine Mitglieder. Ein goldenes Herz heißt zum Beispiel „beste Freunde“, weil sie sich gegenseitig die meisten Snaps schicken. Ein rotes Herz bekommen sie nach zwei Wochen, wenn sie diesen Status beibehalten. Nach zwei Monaten wird das Herz pink usw.
Tipp: Diese Vergleiche und Bewertungen erhöhen den sozialen Druck von Heranwachsenden. Sprecht mit Euren Kids über diese „Spielchen“ und was sie in ihnen bewirken können.
Allgemeine Tipps für Euch:
Prüft & Installiert gemeinsam die App
Wie bei jedem Download gilt: Ladet Snapchat nur von offiziellen App Stores (Apple Store, Google Play) herunter. So bleibt das Risiko minimal, sich virenverseuchte Anwendungen einzufangen.
Nutzt die Einstellungen
In allen Anwendungen gibt es schon gute Funktionen, um die NutzerInnen etwas sicherer zu machen. Hier könnt Ihr zum Beispiel auch auswählen, dass andere Mitglieder Eure Kids nicht über die Handynummer finden können, dass ausschließlich „Meine Freunde“ ihnen Snaps zuschicken und auch nur sie die eigenen Storys sehen dürfen. Ist Euer Nachwuchs unter 18 Jahren, sind die oben genannten Settings bereits in Snapchat festgelegt. Deswegen gilt: Gebt bei der Anmeldung immer das richtige Geburtsdatum an.
Sprecht mit Euren Kindern
Wie bei anderen Apps oder Spielen solltet Ihr immer versuchen, selbst up to date und mit Eurem Nachwuchs im Gespräch zu bleiben, um die Faszination ihrerseits zu verstehen. Erforscht die Anwendung zusammen und behaltet die Reiter „Entdecken“ oder „Spotlights“ im Blick, da sich dort nicht-altersgerechte Inhalte auftauchen können trotz der Prüfung und Filterung seitens Snapchat.
Nutzt das Snapchat Family Center
Wollt Ihr Euren Nachwuchs durch das Snapchat-Abenteuer begleiten, könnt Ihr das Family Center aktivieren. Ihr müsst dafür 25 Jahre alt sein und einen eigenen Snapchat-Account besitzen. So bekommt Ihr einen Liste der Freunde und letzten Chats, ohne dass Ihr sie lesen könnt. Ihr könnt auch verdächtige NutzerInnen melden.