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Mobbing, Nötigung und sexuelle Belästigung: Wie kannst Du Dein Kind im Netz schützen?

| 14 Oct 2021
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Auf Instagram und TikTok häufen sich gerade die Fälle von Cyber-Grooming, also sexueller Belästigung im Netz. Aber auch Mobber und Internet-Trolle machen Kindern das Leben schwer. Viele Eltern fragen sich: Wie erfahre ich, dass mein Kind Opfer eines Pädophilen oder Mobbers geworden ist? Spricht es mit mir darüber? Wenn nicht, wie kann ich es schützen? Und was mache ich, wenn mein Kind im Netz sexuell belästigt wird? Wir geben Antworten auf diese Fragen.

Sexuelle Belästigung im Netz (Cybergrooming) ist kein Einzelfall

Bereits von 2018 auf 2019 ist die Zahl der gemeldeten Fälle in Deutschland um 34 Prozent auf etwa 3.300 gestiegen. Eine aktuelle Statistik des Bundeskriminalamts zeigt eine weiteren Zuwachs um fast 18 Prozent im Vergleich zu 2019. Dunkelziffer unbekannt. Laut der europäischen Polizeibehörde Europol spielt die Quarantänesituation eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Online-Games, Chaträume für Teenager, WhatsApp: Sie alle öffnen den Tätern Tür und Tor zu Kindern und Jugendlichen. Bei WhatsApp kann man einfach automatisch von jemanden zu einer großen Chatgruppe hinzugefügt werden, ohne eigenes Zutun. Neben der Telefonnummer sehen die Täter womöglich noch ein (Profil-)Bild(er) und persönliche Angaben. Meistens geben sie sich selbst als Kind oder Jugendlicher aus, reden über Schule, Fußball oder andere harmlose Themen, um so Vertrauen aufzubauen: Unbekannte suchen den ersten Kontakt, bieten an, bei irgendetwas zu helfen, geben ihnen eine Menge Aufmerksamkeit, sagen Dinge, die Kids gern hören. Sind die Schützlinge selbst in einer schwierigen Phase, fühlen sie sich umso mehr geschmeichelt und gehen auf die Gespräche ein. Ist das Vertrauen da, ändert sich der Ton. Die Täter beginnen, eindeutige Bilder zu schicken und verlangen dasselbe vom gegenüber – in vielen Fällen mit Erfolg. Sie geben sich als Talentscouts oder Modelagenten aus und versprechen, ihre Opfer berühmt zu machen.

Will das Kind die Kommunikation beenden, fangen die Täter an, es zu bedrohen, zum Beispiel, dass sie die Nacktbilder an Freunde oder Verwandte versenden oder sie im Netz veröffentlichen. So versuchen sie auch, die Kinder zu weiteren sexuellen Handlungen zu zwingen. 

Sexuelle Belästigung im Netz: Die drei gängigsten Maschen

Die Täter nutzen Plattformen wie Instant Messaging, soziale Netzwerke und sogar Online-Spiele, wo sie anonym bleiben können und sich oft als eine andere, meist jüngere Person ausgeben. Jugendliche sind im Allgemeinen stärker gefährdet, weil sie neugierig sind und akzeptiert werden wollen. Sie sprechen oft bereitwillig mit dem Täter, obwohl sie es eigentlich für gefährlich halten. Wir zeigen drei der psychologischen Taktiken, die Täter gewöhnlich anwenden.

Grooming ist der Aufbau einer emotionalen Beziehung mit dem Ziel des sexuellen Missbrauchs. Sie versuchen, das Vertrauen der Kinder durch Komplimente oder Geschenke zu machen. Sie verhalten sich äußerst einfühlsam und geben vor, die Unsicherheiten oder Probleme des Heranwachsenden zu verstehen. Ist die Hemmschwelle bei den Kindern/Jugendlichen durchbrochen, ist es wahrscheinlicher, dass sie gezwungen werden können, dem Wunsch des Täters nachzukommen. Das kann bedeuten, dass sie mehr über sich und ihr Leben erzählen oder sogar Nacktfotos gegen eine Belohnung, zum Beispiel in einem Spiel schicken, die später gegen sie verwendet werden können.

Fishing ist eine Methode der Täter, um bestimmte persönliche Informationen über ihr Gegenüber zu sammeln. So können sie sich ein vollständigeres Bild von ihrem Opfer machen. Zum Beispiel erzählt das Kind, dass es ein Gewitter an einem bestimmten Tag gab. Mit Abgleich der Wetterdaten kann der Täter ggf. herausfinden, wo sei Opfer ungefähr leben könnte.

Spiegeln können die Täter, wenn sie genug Informationen über das Kind gesammelt haben, entweder durch direkten Austausch oder Beobachtungen. Sie imitieren dann, was sie in ihrem Opfer sehen oder von ihm wissen, zum Beispiel das Alter, Hobbies, Sorgen etc. Diese Informationen helfen ihnen, das Vertrauen weiter auszubauen.

                               

Mobbing und Trolling: Andere online zu verletzen, ist einfach

Wie kann Cybermobbing aussehen? Beleidigende Texte, die Verbreitung von Gerüchten und falschen Anschuldigungen, Drohungen und Erpressungen, die Veröffentlichung privater oder intimer Informationen des Opfers, Demütigungen und Spott, Belästigungen und Stalking oder vorzugeben, jemand anderes zu sein, um jemandem zu schaden. Wie in der realen Welt, wie wir Mobbing zum Beispiel aus der Schule kennen, ist all dies in der Regel auf eine einzelne Person gerichtet.

Trolle verspüren mit ihren Beleidigungen ein Gefühl der Befriedigung, wenn sie darauf starke Reaktionen erhalten. In solch einer Situation ist die Gruppendynamik noch viel schlimmer. Keiner weiß, wie viele Menschen den Beitrag sehen, was die Angst des Opfers noch mehr verstärkt. Ein Posting kann sich schnell verbreiten, immer mehr Leute sehen es, wissen von dem Mobbing, handeln aber meistens nicht. Das ist nicht ungewöhnlich, denn niemand weiß, wer den Beitrag tatsächlich gesehen hat und aus diesem Grund fühlen sich Nutzer oft nicht verantwortlich oder so sehr beteiligt, dass etwas dagegen tun. Und weil die Gruppe das Mobbing ignoriert und somit den Hetzer noch ermutigt, fühlt sich das Opfer noch mehr alleine gelassen.

Die Hemmschwelle im Netz ist sehr gering, hasserfüllte oder beleidigende Kommentare zu schreiben ist viel einfacher als jemanden dies ins Gesicht zu sagen. Sie verhalten sich wie ein Hund hinter einem Zaun, der alle anbellt, sich aber sicher fühlt, dass ihm durch die Abgrenzung nichts passieren kann.

Wenn Mobber und Trolle etwas in einem sozialen Netzwerk posten, erhalten sie keine unmittelbare Reaktion, was ihnen ein Gefühl der Straffreiheit gibt. Dies gilt umso mehr, wenn sie gefälschte oder anonyme Profile verwenden, so dass sie nicht zu ihren Beiträgen zurückverfolgt werden können - und so fühlen sie sich, als ob sie über dem Gesetz stünden.

Wie kannst Du Dein Kind schützen?

Auf Anzeichen achten: Gibt es Signale, dass Dein Kind eventuell Opfer eines Groomers, Mobbers oder Trolls geworden ist? Um Beispiel: Wirkt dein Kind emotional aufgewühlt oder hat es häufig Stimmungsschwankungen? Hat Dein Nachwuchs plötzlich sein Social Media Profil gelöscht? Täuscht Dein Schützling vor, krank zu sein, um nicht zur Schule gehen zu müssen? Stimmungs- und Verhaltensänderung muss nicht zwangsläufig in Verbindung mit Mobbing stehen, aber deuten darauf hin, dass irgendetwas nicht stimmt.

                           

Bleib interessiert: Rede mit Deinem Kind über seine Online-Aktivitäten ohne aufdringlich zu sein, sondern eher wissbegierig. Folgt es einem Influencer? Tauscht Euch darüber aus, warum Dein Kind ihn so toll findet. Spielt Dein Nachwuchs ein neues Online-Game? Lass es Dir erklären und spiel eine Runde mit, wenn Du darfst. Bleib im Dialog und versuche mehr zu verstehen, warum Dein Kind Interesse daran hat als es ohne Worte zu verbieten.

Auf Risiken aufmerksam machen: Erklär Deinem Kind, dass es auch wie in der realen Welt im Internet Leute gibt, die es nicht gut mit einem meinen. Und dass Menschen nicht immer die sind, für die sie sich ausgeben. 

Lern Deinem Kind, sich zu verteidigen: Oftmals ist es im Kindergarten oder in der Schule das magische „Stopp“ oder „Lass das sein“, um das Gegenüber abzuwehren. Auch online sollte dies bei Deinem Kind in Fleisch und Blut übergehen. Auch Drohungen des Kindes, denjenigen bei der Polizei anzuzeigen, ist eine gute Abwehrstrategie für Mobber, Trolle und Pädophile.

Bau eine Brücke: Eine vertrauensvolle Beziehung zu Deinem Schützling ist DAS verbindende Element. Haben junge Menschen das Gefühl, dass sie mit ihren Eltern alles teilen und mit ihnen über alles reden können, sind sie sich auch ihrer sicherer. Ist dies nicht der Fall ist, sind sie anfälliger dafür, sich von jemandem täuschen zu lassen, der diese Rolle an deiner Stelle ausfüllen möchte. Kinder suchen dann förmlich anderweitig nach einer erwachsenen Vertrauensperson. Genauso wie du Dein Kind auf das Leben in der realen Welt vorbereiten willst, musst Du das auch in der digitalen Welt tun.

Nie Daten preis geben: Erkläre Deinem Kind, warum persönliche Informationen wie Adresse, Name, Telefonnummer geheim gehalten werden sollten. Sie haben auf sozialen Medien und in Online-Spiele-Foren nichts verloren. Auch private Kinderbilder und -videos sollten keinesfalls geteilt werden, vor allem, wenn man nicht weiß, wer alles Zugriff darauf hat.

Was tun im Fall der Fälle?

Ist Dein Kind tatsächlich Opfer eines Pädophilen geworden, solltet Ihr... 

sofort den Account des Groomers melden und blockieren! Dann können auch die entsprechenden Netzwerke reagieren und den Nutzer sperren.

Beweise sichern. Macht Screenshots und speichert die Nachrichten. Sollte es zu einer Anklage gegen den Groomer kommen, ist es wichtig, Beweismaterial zu haben.

den Täter bei der nächsten Polizeistelle anzeigen. In Deutschland ist Cybergrooming als besondere Begehungsform des sexuellen Missbrauchs von Kindern bei unter 14-Jährigen Personen nach § 176 StGB verboten. Es können Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren verhängt werden, wenn über das Internet auf das Kind eingewirkt wird. Seit Januar 2020 ist durch eine Änderung des Strafgesetzes zu Cybergrooming bereits der Versuch strafbar, Minderjährige im Internet mit Missbrauchsabsicht anzuschreiben. 

ggf. den Account des Kindes löschen und einen neuen anlegen. Hier sollte man Regeln vereinbaren, was geteilt werden darf und was nicht, wer alles die Inhalte sehen darf etc.

Euch fragen, was Ihr besser machen könnt. Bleibt weiter im Dialog und sprecht mit Eurem Kind in einer geeigneten Situation nochmal durch, wie es dazu kommen konnte und wie Ihr als Eltern besser unterstützen könnt, um Euer Kind zu schützen.

ggf. auf professionelle Beratung zurückgreifen. Hier findet Ihr Hilfe. 

 

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