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Sind Audioboxen für Kinder sicher? Tipps für den Umgang mit vernetztem Spielzeug

| 17 Aug 2022
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Henry kommt kaum noch aus dem Kinderzimmer. Seitdem seine Großeltern ihm einen beliebten Hörspielwürfel gekauft haben, begleiten die vertonten Abenteuer von Feuerwehrmann Sam, Biene Maja und Benjamin Blümchen den Dreijährigen durch den Tag. Nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil er dazu seit der der ersten Einrichtung nicht mehr auf die Hilfe seiner Eltern angewiesen ist. Sorgen machen sich seine Eltern nicht. Sollten sie?

Wenn Eltern an vernetzte Spielzeuge denken, kommen ihnen womöglich Hörbuch- und Musikboxen nicht gleich in den Sinn. Denn sie tun sie das Gleiche, was in der Eltern- und Großelterngeneration der Kassettenspieler tat: Sie unterhalten Kinder mit Hörgeschichten. Bloß ohne das Risiko von Bandsalat, und ohne dass jemand eine Kassette umdrehen müsste. Die Bedienkonzepte dieser Boxen sind unterschiedlich, allgemein aber auf die Fähigkeiten von Kindern im Vorschulalter abgestimmt. Die kindgerechte Handhabung hat in jedem Fall entscheidend zum Erfolg der Geräte beigetragen.

Cloud statt Kassetten - und was das bedeutet

Anders als die guten alten Kassettenspieler kommen die modernen Hörbuch- und Musikboxen ohne Tonträger aus. Dass zur Nutzung der Geräte zumindest zeitweise eine Internetverbindung nötig ist, ist aber nicht der entscheidende Unterschied. In der Kindheit der heutigen Elterngeneration wussten weder die Hersteller von Kassettenspielern noch die Hörspielproduzenten über die Hörgewohnheiten ihrer Kunden Bescheid. Da die Nutzung einer vernetzten Audiobox heutzutage zwingend mit einem Benutzerkonto verbunden ist, erfahren die Hersteller schon einiges mehr über ihre Käufer.

Wenn Ihr also in Sachen Datenschutz sensibel seid, tut Ihr gut daran, die Datenschutzerklärung der ins Auge gefassten Box schon vor dem Kauf zu lesen. Einige Hersteller behalten sich ausdrücklich vor, die gesammelten Informationen auch zu Werbezwecken zu verwenden. Auch Daten von Bedienungs-Events wie zum Beispiel Lautstärke verändern, Spulen und Skippen, Kopfhörer anschließen/entfernen, Ladestation anschließen/entfernen und welcher Inhalt abgespielt wird, können übermittelt werden.

Auch wird jeder Bedienungsschritt in der Regel aus Produktverbesserungsgründen aufgezeichnet. Bei der Einrichtung einer  Audiobox und nach Hinzufügen eines weiteren WLANs werden im Normalfall ebenfalls die verfügbaren Netzwerke und das verbundene Netzwerk (SSID) an den Hersteller übertragen. Auch für das erstmalige Abspielen eines Hörspiels ist die Verbindung zur Cloud und zum Internet ist in vielen Fällen ebenfalls erforderlich. Ist die Geschichte aber einmal heruntergeladen, klappt’s  auch ohne Internet.

                         

Datenschutzerklärung bringt Licht ins Dunkel

Die gute Nachricht ist, dass zum Beispiel der Hersteller einer beliebten Hörspielbox die oben genannte Datenübermittlung in der Datenschutzerklärung transparent ausweist. Wer sich also für eine Audiobox  dieser Art entscheidet, weiß ganz genau, worauf er sich einlässt. Auch persönliche Daten werden nach Vorgaben der DSGVO verarbeitet und ausdrücklich nicht an Dritte weitergegeben. Der Hersteller behält sich allerdings das Recht vor, in selbst erstellten Inhalten stichprobenartig hineinzuhören. Das ist einerseits notwendig, um den selbst aufgenommenen Content auf bspw. Urheberrechts- und Wettbewerbsverstöße prüfen zu können, andererseits besteht hier die potentielle Gefahr, dass Mitarbeiter so eventuell Dinge erfahren könnten, die sie nichts angehen. 

Die fortbestehende Bindung des Gerätes zu den Diensten seines Herstellers birgt ein weiteres Risiko: Geht der Hersteller irgendwann vom Markt, verstummen auch seine Geräte. Aber dieser Unsicherheitsfaktor besteht bei vielen Geräten und cloud-basierten Diensten.

Die gute Nachricht: Bis jetzt sind Hackerangriffe auf solche Audioboxen reine Theorie - vermutlich auch deshalb, weil der Nutzen für Cyberkriminelle in keinem guten Verhältnis zum Aufwand stehen würde. Da zumindest die Würfel in der Regel weder über Kameras noch über Mikrofone verfügen, sind Lausch- und Spähangriffe auf Kinderzimmer darüber nicht möglich.

Hackerangriffe auf smartes Spielzeug sind jedoch keine Fiktion. Hacker haben bereits in der Vergangenheit Kundendaten eines bekannten Lerncomputerherstellers gestohlen. Ebenso ging die Bundesnetzagentur gegen eine smarte Puppe vor, die sich nicht nur mit den Kindern unterhalten, sondern auch abgehört hat. 

                           

Tipps zu vernetztem Spielzeug:

Informiert Euch vor dem Kauf über die Funktionen des Smart Toys. Verfügt es über eine Kamera, Mikrofon, W-LAN-Verbindung oder Bluetooth?

Prüft die Einstellungsmöglichkeiten in puncto Sicherheit und Privatsphäre.

o Werden Sicherheitsupdates regelmäßig veröffentlicht und automatisch eingespielt?

o Könnt Ihr WLAN und Bluetooth manuell bei Nicht-Nutzung deaktivieren?

o Könnt Ihr die Mikrofon- und Kamera-Funktion ausschalten?

o Zeichnet die Kamera Standortdaten per GPS auf?

o Verfügt es über extra kindersichere Einstellungen?

Schaltet Bluetooth bei Nichtnutzung aus. Wenn Ihr Bluetooth-Gerät deaktiviert, können Unbefugte von außen nicht angreifen und sich nicht heimlich damit verbinden. Stellt die Funktion auf „unsichtbar“. Stellt sicher, dass gesendete Dateien nur per extra Freigabe empfangen werden können und nicht automatisch. Darüber hinaus sollte bei internetfähigen Spielzeugen die Bluetooth-Schnittstelle passwortgeschützt sein (Infos dazu findet Ihr ggf. auf der Webseite des Herstellers). 

Lest die Datenschutzerklärung von vorne bis hinten durch. So wisst Ihr, welche Daten zu den Spielzeug-Funktionen vom Hersteller erfasst, zu welchem Zweck sie wo und wie gespeichert oder weiterverarbeitet werden. 

Gebt nur die notwendigsten Daten preis. Prüft, welche Rechte z.B. eine App haben möchte. Sollte sie auch auf Funktionen zugreifen wollen, die für den Betrieb des Spielzeugs nicht notwendig sind, solltet Ihr Vorsicht walten lassen.

Macht Euer Kind mit dem Spielzeug vertraut. Erklärt ihm, dass es sich bei einem vernetzten Spielzeug um kein „normales“ Kuscheltier handelt, sondern es anders funktioniert. So könnt Ihr Euer Kind auch an die digitale Welt heranführen.

Stellt Sie Regeln auf. Besitzt das vernetzte Spielzeug über eine Kamera oder ein Mikrofon, solltet Ihr vereinbaren, wo und wann es    bespielt werden darf. So geht Ihr sicher, dass ggf. keine „Bewegungsprofile“ Eurer Wohnung aufgenommen werden. 

 

 

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