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Smartwatches für Kinder: Wie sicher sind sie?

Ildiko Bruhns | 01 Feb 2022
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"Sag mir Bescheid, wenn du angekommen bist." Diesen Satz hat wohl jedes Kind schon einmal von seinen Eltern gehört. Denn viele Eltern wünschen sich die Möglichkeit, den Standort ihres Kindes jederzeit orten zu können. Das geht heute auch per Smartwatch. Wir zeigen Euch, worauf Ihr dabei achten solltet, sowohl vor als nach dem Kauf.

Smartwatches für Kinder werden bei Eltern immer beliebter. Kein Wunder - genau wie andere intelligente Geräte können diese winzigen digitalen Gadgets Müttern und Vätern eine Menge Sorgen ersparen. Sie können ihnen helfen, den Aufenthaltsort ihrer Schützlinge ausfindig zu machen oder erlauben sogar die Kommunikation. "Aber nicht alle Kinder-Tracker sind eine gute Wahl - man sollte auf jeden Fall sehr kritisch sein", warnen die Sicherheitsexperten bei ESET. Wenn sich Mütter und Väter für den Kauf einer Smartwatch entscheiden, sollten sie das mit dem Nachwuchs besprechen und eine für Kids geeignete smarte Uhr finden.

         

Smartwatches für Kinder bieten Vorteile:

- Smartwatches ermöglichen die Kommunikation zwischen euch und eurem Kind

- Smartwatches können auch in Schulen verwendet werden, wo Handys nicht erlaubt sind

- Sie werden nicht so leicht zu Hause vergessen wie ein Smartphone, weil eure Kinder sie immer am Handgelenk tragen

- Sie sind einfach zu bedienen und auch für Kinder geeignet, die noch zu klein für ein eigenes Mobiltelefon sind

- vernetzte Modelle bieten schnelle Hilfe im Notfall und ermöglichen, den Standort eures Kindes sofort zu erfahren

- Sie können weltweit (und somit auch im Urlaub) genutzt werden

Sicherheitslücken und Datenschutzlecks sind ein großes Problem

Das stärkste Verkaufsargument für die digitalen Uhren ist die Sorge der Eltern. Die Hersteller suggerieren, dass Mütter und Väter damit immer genau wissen, wo ihr Kind sich gerade befindet. Mit den multifunktionalen Armbanduhren können die Kids im Kindergarten- oder Grundschulalter beispielsweise ihre Eltern anrufen oder Sprachnachrichten versenden und empfangen. Mütter und Väter können ihre Kinder genauso anrufen und per Trackingfunktion einsehen, wo sich ihr Nachwuchs gerade befindet. Die Alltagsbegleiter sind dementsprechend mit einer SIM-Karte ausgestattet und durch eine App auf dem Smartphone der Eltern verbunden.

So cool und praktisch Smartwatches scheinen – sie haben ihre Tücken, vor allem in puncto Sicherheit. Zum Beispiel versenden einige der digitalen Uhren die Daten des GPS-Trackers unverschlüsselt an Server und Hersteller schützen die Geräte oftmals nur mit einem Standardpasswort, das leicht zu erraten ist. Wie sich bei mehreren Tests gezeigt hat, können Hacker in manche Smartwatches auf einfachste Weise eindringen und auf personenbezogene Daten zugreifen, vom Standort und Namen bis hin zu Telefonnummern und Gesprächen.  "Das könnte Eure Kinder ungewollt in Gefahr bringen, anstatt sie zu schützen", so die ESET-Forscher. Denn  Cyberkriminelle sind in der Lage, aufgrund einiger Sicherheitslücken sogar Kontakt mit eurem Kind aufzunehmen.              

Die Testorganisation AV-Test entdeckte bei einem Smartwatch-Anbieter aus China, dass vertrauliche Daten wie Name, Fotos, Adresse und Standort von mehr als 5.000 Kindern ungeschützt und unverschlüsselt auf dem Firmenserver lagen. Das Expertenteam des Instituts konnten diese Informationen ganz leicht abrufen. Anhand der Daten ließen sich beispielsweise die täglichen Gewohnheiten einer 10-jährigen Anna aus Deutschland rekonstruieren, einschließlich des GPS-Standorts des Kindes sowie ihrer Adresse und der von ihr zurückgelegten Wege. Fremde könnten so Nutzerkonten oder die zur Smartwatch gehörige Eltern-App übernehmen. Auch wenn der deutsche Distributor die Uhr nicht mehr vertreibt, kann man sie immer noch weltweit kaufen.

Leichte Beute für Hacker 

Auch die Experten der FH Münster haben einige der beliebtesten Gadgets laut Marktanalyse genauer und die Lupe genommen und haben verschiedene „Baustellen“ entdeckt: Eine große Schwachstelle ist beispielweise die Standortbestimmung, die sich leicht manipulieren lässt. Für Hacker wäre es möglich, die GPS-Daten und so den Aufenthaltsort des Kindes zu verändern. Davon mal abgesehen, dass die Kriminellen wissen, wo sich der Nachwuchs gerade befindet, können sie Eltern vortäuschen, er wäre gerade in Australien.

Auch Fotos und Nachrichten sind nicht sicher und lassen sich leicht abzapfen. Dabei spielt die Seriennummer des Geräts eine Rolle, denn sie ist die „Tür“ zur zentralen Datenbank und benötigt keine extra Authentifizierung. 

Auch gegen Lauschangriffe sind die Kids nicht gefeit. Smartwatches-Modelle mit „Abhörfunktionen“ wie dem „Voice Monitoring“ sind zwar seit 2017 von der Bundesnetzagentur verboten und Tonaufnahmen lassen sich nicht über deutsche Apps aktivieren, doch lädt man eine ausländische App herunter und startet die Übersetzungsfunktion, kann die Smartwatch zum Abhörgerät umfunktioniert werden. 

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Mit Smartwatches für Erwachsene sind die digitalen Uhren für Kinder übrigens nicht vergleichbar, denn sie haben häufig weder WLAN noch Bluetooth. Bei ihnen steht vor allem das Tracking im Vordergrund. Aber auch hier warnen die Sicherheitsexperten, denn am Ende wird den Eltern nur eine Scheinsicherheit vermittelt, wenn Hacker ohne Probleme sich in die Systeme einschleusen können. 

Für viele Eltern sind Smartwatches für Kinder nicht nur mit Blick auf den Datenschutz, sondern auch hinsichtlich Privatsphäre und Kontrolle des Kindes problematisch. Es geht um Fragen wie: Wo fängt Überwachung an, weit darf sie gehen und was passiert mit dem Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind? Der Kinderschutzbund sieht die digitalen Uhren in dem Bereich sehr kritisch. Wer nur auf Smartwatches setzt, hört ggf. auf, mit dem Nachwuchs gemeinsame Vereinbarungen zu treffen, thematisiert Unsicherheiten nicht mehr und verlernt womöglich die Aushandlungsprozesse mit dem Kind. 

Smartwatches für Kids – was ihr vor dem Kauf beachten solltet

             

1. Setzt auf vertrauenswürdige Anbieter

Kauft keine Billigmarken, wenn Ihr nicht wisst, wie die Unternehmen Eure Daten schützen oder wo sie tatsächlich landen. Es gibt hier wirklich große Unterschiede in Sachen Datenschutz und Sicherheit zwischen Billig- und Markenprodukten. Spart Ihr beim Kaufpreis des Geräts, kann Euch das später teuer zu stehen kommen, beispielsweise wenn Eure Daten gestohlen werden. Bewertungen von Nutzern können eine große Hilfe sein, wenn Ihr sicherstellen wollt, dass das Gerät vertrauenswürdig ist. Sucht bei Google nach Marken- und Modellnamen, auch gerne in Verbindung mit "Sicherheitslücke" oder ähnlichen Wortkombinationen. 

2. Überlegt euch, welche Funktionen Ihr benötigt

Möchtet Ihr über die Smartwatch mit eurem Kind kommunizieren oder Video- oder Telefonanrufe machen? Sucht Ihr nach einem Gerät mit eingebauter Kamera, Lautsprecher oder Mikrofon? Oder reicht Euch eine einfache SOS-Funktion, die im Notfall jemand Bestimmten kontaktiert? Und ist Geofencing ein Thema für Euch? Geofencing informiert Euch darüber, wenn Euer Kind einen bestimmten räumlichen Bereich verlässt.

3. Prüft, wie der Hersteller mit Cybersicherheit und Datenschutz umgeht 

Am besten informiert Ihr Euch vor dem Kauf genau über AGB, Nutzungsbedingungen, Datenschutz- und Verschlüsselungsrichtlinien des Herstellers, um die Standort- und Kontaktdaten Eures Kindes zu schützen. Wie Ihr vielleicht schon wisst, sind Tracker/Wearables und Smartwatches sehr datenhungrig. Umso wichtiger ist: Ist die Kommunikation zwischen dem Gerät und dem Server verschlüsselt? Ist dies nicht der Fall, raten wir euch vom Kauf ab. 

4. Gab es Schwachstellen, wurden sie geschlossen?

Gab es in der Vergangenheit Datenschutzverletzungen im Zusammenhang mit dem Produkt oder Unternehmen? War die Marke von Sicherheitslücken betroffen? Falls ja, wie hat sich der Hersteller in dem Fall verhalten und diese Probleme behoben? Und wie schnell? Hat das Unternehmen rasch reagiert, transparent kommuniziert und die Schwachstelle umgehend gefixt, braucht man keine Bedenken zu haben. Sicherheitslücken treten relativ häufig auf, aber wichtig ist, dass der Hersteller in der Lage ist, sofort zu reagieren. Prüft auch, ob die Software aktualisiert werden kann und, wenn ja, ob der Hersteller regelmäßig Updates veröffentlichen. Wenn nicht, entscheidet euch lieber für ein anderes Produkt oder eine andere Marke.

5. Denkt daran, eigenständig Updates vorzunehmen

Nicht nur der Hersteller, sondern auch Ihr als Eltern solltet Software regelmäßig auf die neueste Version aktualisieren. Sobald Patches veröffentlicht werden, solltet Ihr sie sofort einspielen. Denn sie machen Euer Gerät sicherer. Andernfalls könnten Hacker Schwachstellen ausnutzen und sich ganz leicht Zugang zu Euren Geräten verschaffen. 

Unabhängig davon, für welches Gerät ihr euch entscheidet, solltet Ihr immer bedenken: Je mehr Funktionen das Gerät hat, desto mehr potenzielle Angriffspunkte gibt es für Hacker. 

Nach dem Kauf - Tipps zur Nutzung der Smartwatch:

Die Smartwatch ist da! Wir empfehlen Euch, sie  gemeinsam mit Eurem Nachwuchs einzurichten und abzusprechen, welche Funktionen genutzt werden. Erklärt Euren Kids dabei, worum es sich handelt und wofür sie gut sind.

Manche Smartwatches bieten einen Schulmodus. Wenn beispielsweise der Schulmodus aktiviert ist, zeigt die Smartwatch während des Unterrichts nur die Uhrzeit an. Anrufe, Textnachrichten oder Sprachnachrichten können von eurem Kind weder empfangen noch versendet werden, so dass ungestörtes Lernen möglich ist (Der Notfallmodus kann weiterhin genutzt werden).

Eine Smartwatch ist eine Zeitlang ok, aber auf Dauer solltet Ihr nicht darauf schwören. Sobald Euer Nachwuchs im Umgang mit dem Internet verantwortungsbewusster und sicherer wird, solltet Ihr eher ein Smartphone in Erwägung ziehen, dass er nutzen kann. Hier gibt es bessere Wege und Einstellungsmöglichkeiten, um die Daten Eurer Kids zu schützen.  

 

Über den Autor

Ildiko Bruhns /
Sicherheitsexpertin Safer Kids Online

Ildikó ist seit 2011 für ESET tätig und erlebt hautnah, wie sich das Internet jeden Tag gefühlt neu erfindet...

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