Nur mal so für Euch zur Orientierung: Experten empfehlen, dass die 7- bis 8-Jährigen nicht länger als 30 Minuten und die 9- bis10-Jährigen nicht länger als 45 Minuten pro Tag am Handy kleben sollten. Wer länger dran sitzt, ist aber nicht gleich süchtig danach. Denn das Smartphone erweist sich ja auch als Alleskönner, das man mittlerweile überall einsetzen kann, auch in der Schule oder bei den Hausaufgaben.
Gewarnt sollet Ihr allerdings sein, wenn Euer Kind sich selbst in den Ferien ins Zimmer mit Handy verkriecht oder so gut wie keine Freunde mehr trifft. Die Dauer, wie lange der Nachwuchs am Handy klebt, ist an sich nicht das entscheidende, um eine Sucht zu erkennen. Wichtiger ist das Drumherum: Wird das Handy unentbehrlich? Wird es zur psychischen Stabilisierung genutzt, z.B. um sich aufzuheitern? Werden die realen Kontakte weniger, die Kommunikation übers Handy immer mehr?
Gute Frage an die Kinderpsychologin: Wann ist mein Kind reif fürs erste Smartphone?
Was passiert mit einem handysüchtigen Kind?
Diese ständige digitale Beschäftigung ist nicht nur ein harmloser Zeitvertreib. Es ist ein wachsendes Problem mit spürbaren Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit und Entwicklung, aber auch das geistige Wohlbefinden unserer Kinder. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Handysucht und Stress, bestätigt eine Studie der National Library of Medicine und den National Institutes of Health. Je stärker der Nachwuchs von Handys abhängig sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich körperlich betätigt. Dies kann bei Kindern zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, darunter Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Probleme. Mediensucht kann sich auch auf schulische Leistungen, Schlafgewohnheiten und soziale Fähigkeiten auswirken und so die gesamte Entwicklung behindern.
Immer mehr Kinder und Jugendliche sind oder werden handy- und mediensüchtig. Vor allem das Handy spielt dabei eine große Rolle. Schuld daran ist auch die Pandemie, so die Experten. Bei Social Media verdoppelte sich von 2019 bis 2022 die Sucht von 3,2 auf 6,7 Prozent laut Studie. Die Abhängigkeit bei Computerspielen verdreifachte sich fast im selben Zeitraum von 2,7 auf 6,3 Prozent. Das war vor gut zwei Jahren. Tendenz steigend.
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Was können wir tun, um zu helfen?
Aufklärung und Eingeständnis, dass es ein Problem gibt, ist der wichtigste Schritt. Wir müssen gesündere Alternativen fördern, wie Spiele im Freien, Lesen und andere Hobbys, die Kreativität und kritisches Denken. Aber was noch?
· Der amerikanische Psychologe und Autor Marshall B. Rosenberg rät zu vorwurfsfreien Gesprächseinstiegen. Bei einer Situation, wenn es um Handysucht geht, könnten Eltern so rangehen: «Seitdem du heute aus der Schule nach Hause gekommen bist, hast du deine Zeit mit dem Handy verbracht. Das macht mir Sorgen. Ich möchte, dass du mehr Zeit findest für andere Dinge wie für Hobbys, Sport und Schule. Bitte lass uns zusammen überlegen, wann du das Handy abschalten kannst. …» Auch der dänische Familientherapeut Jesper Juul gibt in seinen vielen Büchern sehr gute Beispiele und Ratschläge, wie Eltern mit ihren Kindern ohne Anschuldigungen und Schuldzuweisungen kommunizieren können.
· Legt handyfreie bzw. medienfreie Zeiten fest. In diesen Perioden sollte die ganze Familie dem Smartphone und anderen Medien fernbleiben. Das funktioniert gut bei Mahlzeiten, Hausaufgaben und vor dem Schlafengehen. Mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen sollten alle Bildschirme sowieso schwarz sein 😊
· Legt handy-/medienfreie Zonen fest, z.B. im Wohnzimmer. Hier darf nicht gedaddelt oder das Smartphone, Tablet etc. genutzt werden.
· Seid Vorbilder für Eure Kids. Wenn Ihr selbst das Smartphone nicht aus den Händen legen könnt, wird es schwierig für Euch, den Kindern zu erklären, warum sie das tun sollten. Ihr solltet Eure freie Zeit lieber zusammen verbringen.
· Vereinbart GEMEINSAME Regeln, am besten in einem Mediennutzungsvertrag. Wichtig ist, dass Ihr die Regeln zusammen aufstellt und für alle sichtbar aufhängt.
· Bietet Alternativen an: Fußball spielen, eine Schatzsuche, ein Zoobesuch, mal einander einen Brief schreiben, eine Geschichte erfinden usw. Es gibt 1000 andere schöne Dinge. Viel Spaß Euch!