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P(l)ay to win: In Brawl Stars lauern In-App-Käufe, Cyber-Mobber und Glücksspielmethoden

Ildiko Bruhns | 12 Jul 2022
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Nach Clash of Clans und Clash Royale haben die Entwickler aus dem Hause Supercell mit Brawl Stars einen weiteren Kassenschlager produziert. Obwohl das kostenlose Echtzeit-Strategiespiel für Mobilgeräte bereits seit 2018 auf dem Markt ist, läuft es immer noch wie geschnitten Brot unter der jungen Fangemeinde. Doch ganz ohne ist Brawl Stars nicht. Worauf Eltern achten sollten.

Vor allem bei den Neun- bis Elfjährigen ist Brawl Stars besonders angesagt. Bei Brawl Stars handelt es sich um ein Free-to-play-Spiel, d.h. es kann kostenlos heruntergeladen werden: Im Google Play Store gab es mehr als 100 Millionen Downloads. Doch Gratis-Spiel heißt nicht kostenlos und auch Brawl Stars hat seine Tücken: Durch In-App-Käufe hatte ein Siebenjähriger beispielsweise die Kreditkarte seiner Eltern um 2.000 Euro erleichtert. Denn der Aufstieg ins nächste Level kommt erst, wenn man genug Trophäen, Marken und Juwelen erspielt hat. Schneller geht’s, wenn man die Sachen einfach kauft – mit echtem Geld. Auch wenn bei diesem Beispiel die Eltern vorab die Spieleinstellungen beschränkten, hatten sie nicht auf dem Schirm, dass ihre Kreditkarte für In-App-Käufe hinterlegt war.

                                           

In-App-Käufe nicht das einzige Problem

Kindgerecht ist anders, und zwar in vielerlei Hinsicht. In-Game-Käufe sind nicht das einzige Problem an Brawl Stars. Nur mal zur Einordnung: So eine neue Spielfigur kann schon mal schnell über 20 Euro an Echtgeld kosten. Kurze Spielrunden verleiten die Kids dazu, einfach nicht aufhören zu wollen. In dem Belohnungssystem durch zufallsbasierte Lootboxen erkennen Experten Ähnlichkeiten zum Glücksspiel. Denn von wertvollen Gegenständen bis zu nutzlosen Tinnef – die virtuelle Wundertüte ist vom Inhalt her unberechenbar. Hinzu kommt, dass das Spiel ist nicht moderiert ist, sodass Hasskommentaren, Beleidigungen oder sexueller Belästigung von Fremden keine Grenzen gesetzt werden. 

Bedenklich ist auch das Ergebnis von Stiftung Warentest: In Brawl Stars und Clash Royale fanden sie Nutzergruppen, die sich nach Porno-Websites benannten. (In Clash Royale und Fortnite stießen sie auf rechtsextreme Spielernamen). Es lässt sich also davon ausgehen, dass solche Inhalte nicht besonders gründlich vom Anbieter geprüft werden. 

Ebenso wenig wie das Alter:  Auch jüngere Kinder können sich problemlos das Spiel herunterladen. Die Einverständniserklärung der Eltern, die die Kids zwischen 14 bis 18 laut AGB des Anbieters eigentlich benötigen, wird vom Anbieter nicht abgefragt. Letzterer gibt ein Mindestalter von 13 Jahren im englischsprachigen, von 14 Jahren im deutschsprachigen Raum an. Das Problematische daran ist, dass es für Spiele-Apps, die wie Brawl Stars nur online erscheinen, kein einheitliches Prüfverfahren und somit keine geregelte Altersfreigabe gibt. Ihr findet zum Spiel unterschiedliche Angaben, die je nach Hersteller und Prüfungsinstitution voneinander abweichen. Im Google Play Store beispielsweise wird die Altersstufe ab 10 Jahre, im Apple Play Store ab neun Jahre angezeigt. Auf Spielratgeber NRW und Spielbar.de könnt Ihr pädagogische Bewertungen zu Online-Spielen, auch Brawl Stars, einsehen.

Das Brawliverse: Bunt, rasant und actionreich

Vor allem die Cartoon-Optik bei diesem Echtzeit-Strategiespiel macht den Reiz für die Jüngeren aus. Die sogenannten Brawlers, also Spielfiguren, können allein oder im Team mit anderen in verschiedenen Modi gegen andere Brawlers online antreten. Alle Spielfiguren unterscheiden sich im Aussehen und in ihren Stärken und Waffen. Um eine bestimmte oder seltene Spielfigur zu bekommen, muss man eine gewisse Anzahl an Marken sammeln. Die erhält man wiederum durch Siege. Mit den Marken kann man auch Lootboxen, in diesem Fall Brawlboxen kaufen. Bei solchen „Beutekisten“ weiß man nie, was drin ist – von Münzen, seltenen Spielfiguren bis hin zu Ausrüstungsgegenständen ist alles möglich. Lootboxen können allerdings auch mit echtem Geld erkauft werden.

Eine Spielrunde dauert nur wenige Minuten. Den ersten Brawler gibt’s „for free“, alle weiteren muss man sich als Spieler verdienen. Brawl Stars startet mit dem Modus Juwelenraub. Hier geht es darum, als erstes Team zehn Juwelen zu sammeln und vor den gegnerischen Brawlers zu verteidigen. Im Laufe des Spiels werden weitere Modi wie Tresorraub und Showdown nach und nach freigeschaltet. 

                                       

Tipps für Eltern

Bei Brawl Stars scheiden sich die Geister: Eltern empfinden das Game als Zeitverschwendung, Kids sind ganz wild auf die kurzweiligen Actioneinheiten. Das Spiel zu verbieten, ist nicht der richtige Weg, um den Nachwuchs davon abzubringen. Wir geben Tipps, worauf Eltern achten sollten, um den Spielspaß etwas sicherer zu machen:

Brawl Stars gemeinsam erleben: Schaut Euch das Spiel mit Euren Kids am besten gemeinsam an. Lasst Euch erklären, was sie so cool daran finden und vielleicht spielt Ihr selbst mal eine Runde. Übrigens: Auf YouTube gibt es für das Online-Game eine große Community, die Let’s Plays teilt und Updates der „Brawl Stars“-Spielewelt bespricht. Schaut doch mal rein. Ihr solltet wissen, wovon Ihr redet, wenn Ihr Regeln zu Brawl Stars vereinbaren wollt. 

In-App-Käufe auf dem Smartphone Eures Kindes sperren: Bei iPhone und iPad über die Einstellung „Bildschirmzeit“/ „Beschränkungen“ und „Käufe im iTunes & App Store". Auf den Menüpunkt „"In-App-Käufe" und "Nicht erlauben" klicken. (Hinweis: Aktiviert einen „Bildschirmzeit-Code“, damit Euer Kind diese Funktion nicht selbst ausschaltet.) Bei Android-Geräten den „Play Store“ und über das Drei-Striche-Icon den Punkt "Einstellungen" öffnen. Unter "Nutzersteuerung" auf "Authentifizierung für Käufe erforderlich" klicken und "Für alle Käufe bei Google Play auf diesem Gerät" auswählen.

In-App-Käufe begrenzen: Wollt Ihr In-App-Käufe nicht gänzlich verbieten, vereinbart gemeinsam mit Eurem Kind, wie viel sie bspw. von ihrem Taschengeld ausgeben dürfen. 

Nutzungszeiten vereinbaren: Brawl Stars verleitet die Kids, schnell mal eine Runde zu spielen. Auch der soziale Druck als Team Siege einzufahren, ist nicht zu unterschätzen.  Ihr solltet also mit Euren Kids  klare Nutzungszeiten festlegen, z.B. wie viel Runden am Tag erlaubt sind. (Bei Kindern zwischen 6 und 9 Jahren wird maximal 60 Minuten pro Tag an Medienkonsum empfohlen. Ab 10 Jahren kann bspw. ein wöchentliches Zeitkontingent zum „Selbsteinteilen“ vereinbart werden.) Mit einem gemeinsam erarbeiteten Mediennutzungsvertrag, den Ihr bspw. sichtbar an den Kühlschrank hängt, ist die Akzeptanz seitens des Kindes weitaus höher.

Drittanbietersperre einrichten: Drittanbieter locken mit In-Game-Produkten  für Supercell-Spiele, z.B. kostenlosen Juwelen bei Brawl Stars etc. Dafür verlangen sie persönliche Daten oder Geld. In vielen Fällen kommt das Versprochene beim Spieler nicht an. Sicherer ist es, eine "Drittanbietersperre" beim Mobilfunkanbieter zu beantragen. So kann er die Mobilfunknummer nicht zur Abrechnung kostenpflichtiger Dienste nutzen. Das könnt Ihr per E-Mail, im Online-Kundenbereich oder Kunden-Apps Eures Mobilfunkanbieters machen. Von der Verbraucherzentrale gibt es einen Vordruck zum Herunterladen

Einstellungsmöglichkeiten im Spiel nutzen: So könnt Ihr bspw. Push-Nachrichten ausstellen, die Euer Kind ständig ans Spiel erinnert.  Über die Chatfunktion lässt sich der Kontakt mit Fremden ausschließen. Bringt Eurem Kind bei, keine persönlichen Infos wie Name, Wohnort etc. zu verraten. Man weiß nie, wer am anderen Ende wirklich sitzt.

Kommunikationsregeln vereinbaren: Bei  Brawl Stars können Spielerinnen und Spieler mit Freunden zusammenspielen, Clubs gründen oder Clubs beitreten. Die integrierte Chatfunktion erhöht das Risiko für Beleidigungen, Hasskommentare oder sexuelle Belästigung von Fremden. Ihr solltet also über Cyber-Mobbing und -Grooming sprechen und mit Eurem Kind Regeln für die digitale Kommunikation vereinbaren.

Auf der offiziellen Webseite des Anbieters Supercell gibt es einen Leitfaden für Eltern. Hier werden verschiedene Themen aufgeführt, wie Verwaltung und Deaktivierung von In-App-Käufen, Warnung vor Drittanbietern, Datenschutzrichtlinie des Anbieters und Informationen zur Chatfunktion (z.B. Stummschaltung von Nachrichten, Überprüfung von Inhalten).

• Bei Fragen helfen Euch auch die Experten der Verbraucherzentralen telefonisch weiter.

Hier gibt es weitere Tipps zum sicheren Zocken.

 

Über den Autor

Ildiko Bruhns /
Sicherheitsexpertin Safer Kids Online

Ildikó ist seit 2011 für ESET tätig und erlebt hautnah, wie sich das Internet jeden Tag gefühlt neu erfindet...

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